Geschichte der Showhypnose

Geschichte der Showhypnose, Hypnose in Schaubuden und Jahrmärkten

In der Literatur ist viel über die Geschichte der Hypnose zu lesen, allerdings wenig über die Geschichte der Showhypnose. Manchmal gibt es den Begriff "Jahrmarkthypnose" und Schaubude. Was hat es mit der Jahrmarkthypnose auf sich?

Hypnotiseure, die Geschichte schrieben

In vielen Büchern und auf vielen Webseiten finden Sie Ausführungen über den Tempelschlaf und Namen wie:

  • Paracelsus alias Aureolus Philippus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493 - 1541)
  • Franz Anton Mesmer (1734 - 1815)
  • James Braid (1795 - 1860)
  • Ambroise A. Liebeault (1823 - 1904)
  • Jean Martin Charcot (1825 - 1893)
  • Hippolyte Bernheim (1840 - 1919)
  • Siegmund Freud (1856 - 1939)
  • Emil Coue (1857 - 1926)
  • Dave Elman (1900 - 1967)
  • Milton H. Erickson (1901 - 1980)

Historischer ShowhypnotiseurViele Psychologen und Hypnosetherapeuten klagen auf ihren Internetseiten darüber, daß in der Öffentlichkeit ein vollkommen falsches Bild von der Hypnose besteht, welches ihnen die Arbeit schwer mache, verursacht durch die Jahrmarkt- und Schaubudenhypnose, bzw. heute Showhypnose. Seltsamerweise ist in der Hypnoseliteratur über die Showhypnose im Laufe der Jahrhunderte, die Hypnose in Schaubuden und auf Jahrmärkten, Volksfesten, dem Oktoberfest, dem Wiener Prater so gut wie nichts zu finden, zumindest nicht in der heute bekannten Form, in der Teilnehmer aus dem Publikum hypnotisiert wurden (siehe weiter unten).

Daher stelllt sich die Frage: gab es früher die Hypnose in Schaubuden und auf Jahrmärkten? Gab es Hypnose auf dem Oktoberfest? Gab es Hypnose auf dem Wiener Prater? Gab es Hypnoseshows vor 150 Jahren, vor 300 Jahren, vor 500 Jahren? Woher kommen die Begriffe Jahrmarkthypnose und Schaubudenhypnose, wenn es diese Form der Hypnose überhaupt nicht gegeben hat?

2010 feiert das Oktoberfest München seinen 200. Geburtstag. Aufgrund dieses Jubiläums wird sich die Öffentlichkeit für die Geschichte des Oktoberfestes interessieren. Falls es die Jahrmarkthypnose in den letzten 200 Jahren gab, wäre es ziemlich unwahrscheinlich, wenn es keine Schaubudenhypnose auf dem Oktoberfest München gegeben hätte. Somit ist die Hypnose Teil der Geschichte des Oktoberfestes.

Die Geschichte der Showhypnose ist wohl unvollständig niedergeschrieben, daher suche ich nach allen Informationen zu diesem interessantem Thema. Es wäre schade wenn ein Stück Geschichte verloren geht.

Über einige Persönlichkeiten, die in Verbindung mit der Geschichte der Showhypnose stehen ist noch einiges zu finden.

Bekannte Persönlichkeiten in der historischen Showhypnose: Dr. Walford Bodie (1869 - 1939)

In meiner Recherche ist bist jetzt Franz Anton Mesmer der älteste Showhypnotiseur, über den es viel zu lesen gibt. Seine Veranstaltungen waren auf Heilung von Krankheiten ausgelegt. Die Art wie er seine Kenntnisse präsentierte, bzw. seine Heilungen vollzog, waren sehr dramaturgisch, also eine ganz große Show. Vielleicht werden sich jetzt einige Leser darüber wundern das ich Mesmer als Showhypnotiseur bezeichne. Das könnte daran liegen, dass genau diese Menschen ihre Scheuklappen noch nicht abgelegt haben und tatsächlich glauben, Showhypnose hätte etwas damit zu tun, sich zum Affen zu machen oder sich lächerlich zu machen. Dabei hat Mesmer mit seinen Shows erheblich dazu beigetragen, die Hypnose bekannt zu machen. Worum es bei der Showhypnose wirklich geht können Sie hier lesen: Showhypnose 

In alten Berichten von Schaubuden und Jahrmärkten ist wenig über Hypnotiseure oder Magnetisten zu finden, die wie bei heutigen Showhypnosen Teilnehmer aus dem Publikum hypnotisierten. Dafür gibt es viele Berichte in denen die Schausteller die hypnotisierten Personen waren und die Hypnose z.B. für Schmerzunempfindlichkeit verwendet wurde oder die Medien in Hypnose Hellsehen und Gedankenlesen konnten.

Hypnose auf dem Oktoberfest München von 1908

Hypnose auf dem Münchner Oktoberfest von 1908, wurde z.B. in der Literatur von Oskar Maria Graf beschrieben. Miß Wahago, das Rätsel aus Arabien, hörte auf den Namen Isis in Europa. Isis wurde in einen hypnotischen Starrkrampf versetzt und verschlang Nadeln wie ein Butterbrot, lies sich mit scharf geschliffenen Schwertern durchbohren, mit glühenden Zangen zwicken und war vollkommen unempfindlich. Anerkannte Kapazitäten unter den Ärzten bescheingten das unerklärliche Wunder, so wie das Gutachten des Professor Brown aus New York. Isis zeigte ihren blütenweißen Leib vor und nach der Hypnose. Darüber hinaus gab es bei Isis auch Hellseherei und Gedankenlesen.

Dr. Walford BodieGanz anders bei Dr. Walford Bodie (1869 - 1939). Er machte Elektrizitäts Vorstellungen bei denen er Strom durch den Körper fließen lies. Ein Freiwilliger aus dem Publikum wurde auf die Bühne geholt und dort hypnotisiert, damit er keine Schmerzen verspürte. Dann setzte man ihn auf eine Nachbildung des elektrischen Stuhls, wie er in Sing-Sing verwendet wurde. Der Freiwillige wurde auf dem Stuhl festgebunden und an diverse Drähte angeschlossen. Wenn nun der Strom eingeschaltet wurde, "teilte sich", so das Journal von Aberdeen, "die ganze Grausamkeit einer solchen Hinrichtung dem Publikum mit...", das wie gebannt dieses Geschehen verfolgte. Dr. Walford Bodie paßte sehr genau auf, und als das Gesicht des Freiwilligen schwarz wurde, schaltete er den Strom aus. Nachdem maDr. Walford Bodien ihm ein paar kräftige Ohrfeigen gegeben hatte, erlangte er das Bewußtsein wieder. Bodie verstand sich aber auch darauf, die Leute zum Lachen zu bringen. Seine Hypnose Einlagen waren mit das Amüsanteste bei seinen Auftritten. Fast immer bat er zum Abschluß seiner Vorstellung einige Freiwillige auf die Bühne. Er hypnotisierte die Männer und Frauen die dann wie Politiker Wahlkampfreden hielten oder herzzerreißende Arien aus Madame Butterfly sangen. Bodie zeigte auch Suggestionen die heutzutage ein seriöser Showhypnotiseur nicht mehr machen würde, da bei einer modernen Hypnoseshow niemand vorgeführt werden soll: er brachte die Leute dazu wie gackernde Hühner über die Bühne zu laufen.

In Jahrmärkten und Schaubuden: Magier, Magnetismus und Somnambule 

Geht man in der Zeit weiter zurück, wird es mau. Wo aber sind die so verteufelten Show- und Jahrmarkthypnotiseure vergangener Zeiten?

Nach allgemeiner Meinung wurde der Begriff Hypnotismus erst 1843 von dem schottischen Augenarzt James Braid geprägt, so ist es noch in allen Lehrbüchern zu lesen. Die Hypnoseakademie (Wolfgang Künzel) zitiert auf ihrer Webseite ein Schriftstück, auf dem das Wort "hypnotisch" bereits 1780 aufgetaucht ist.

Für die Suche nach der Geschichte der Showhypnose bedeutet das, daß vor den Jahren 1843 oder 1780 natürlich nichts über Hypnotiseure zu finden sein wird. Die Hypnose gab es trotzdem, nur unter anderen Namen. Damals war ja auch der Informationsfluß deutlich langsamer wie in unserer heutigen Zeit, also dürfte auch nach 1780 oder 1843, vielleicht sogar bis zum Jahr 1900, die Hypnose noch unter anderen Bezeichungen betrieben worden sein.

Auf Jahrmärkten und in Schaubuden gab es daher Magier, die mit Hilfe von Magnetismus verblüffende Pänomene erzeugten. Ebenso gab es Somanmbule, die Gedanken lesen konnten und Hellseher, die zu Beginn des Auftrittes durch Magnetismus in den somnambulen Zustand versetzt wurden.

Siehe auch Homepage und Blog von Stefan Nagel:
http://schaubuden.blogspot.com/search?q=somnambule
http://www.schaubuden.de/

Denkbar ist auch das angeblich Professoren und Doktoren auf Bühnen die Lehren von Paracelsus, Franz Antom Mesmer, James Braid oder Emil Coue als Geheimwissenschaft zeigten. Diese Magier/Professoren könnten das Publikum dazu gebracht haben unglaubliche Dinge zu tun.

Schaubuden sterben aus

Heute sind kaum noch Schaubuden auf den Jahrmärkten zu finden. Das ist sehr schade, denn mit jeder Schaubude die der modernen Technik weicht, verschwindet ein Stück Geschichte. Eine der letzten Schaubuden ist die Revue der Illusionen von Gaby Reutlinger. Hier gab es zuletzt 2008 Hypnoseshows: Showhypnose in einer Showbude Wasen Stuttgart

Für die Richtigkeit der Inhalte in diesem Artikel kann keine Gewähr übernommen werden, da es sich um die Ergebnisse der persönlichen Recherchen von Alexander Seel handelt. Quellenangaben siehe unten.

Haben Sie Material über die Geschichte der Showhypnose? Berichte, Fotos, Zeichnungen, Zeitungsartikel, Plakate, Schaustellerverzeichnisse, Briefe, Namen? Hat Ihr Opa oder Ihr Uropa Ihnen von einer Show erzählt, die er als kleiner Junge auf einem Jahrmarkt, dem Oktoberfest, dem Wiener Prater... gesehen hat? Gab es vielleicht sogar bei Ihren Vorfahren Hypnotiseure, Magier, Magnetisten... ?

Bitte setzen Sie sich mit mir in Verbindung, ich freue mich über jeden Hinweis und werde hier berichten.

Ihr Alexander Seel
Hypnotiseur | Heilpraktiker für Psychotherapie

Quellen und zitierte Literatur

  • Bauer / Fenzl - 175 Jahre Oktoberfest 1810 - 1985
  • Ricky Jay - Sauschlau & Feuerfest
  • Ormond McGill - The new Encyclopedia of Stage Hypnotism
  • Kurt Tepperwein - Die hohe Schule der Hypnose
  • Schaustellermuseum Essen http://schaustellermuseum.de
  • Befragungen von Kindern und Enkeln von Zeitzeugen durch Alexander Seel

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